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Das senegalesische Bildungssystem

Französisch ist die offizielle Nationalsprache in Senegal. Immer noch kann nur der im sozialen Rang aufsteigen, der die Sprache der einstigen Kolonialmacht beherrscht. Und so ist auch das öffentliche Bildungssystem in dem afrikanischen Land ganz am französischen Vorbild orientiert. Von der ersten Klasse an wird in Französisch unterrichtet. Der Religionsunterricht findet nicht in den Schulen, sondern je nach Glaubensrichtung in Koranschulen bzw. in katholischen Pfarreien statt.

In den Städten gibt es Ganztagsunterricht wie in Frankreich. Auf dem Land ist dies nicht möglich, da die Schulwege oft weit sind und es keine Mittagsbetreuung bzw. Kantine für die Schüler gibt.

Die Kinder werden mit 6 Jahren in die École Élementaire (Grundschule) eingeschult und wechseln nach der 6. Klasse ins Collège (Hauptschule/Mittelschule), das sie nach vier Jahren abschließen.

Danach ist die Schulpflicht beendet. Wer sehr gute Noten hat, besucht im Anschluss das 3-jährige Lycée (Gymnasium), das mit dem Abitur abschließt. Nach 13 Jahren Schulbesuch kann dann der Eintritt in eine Universität des Landes erfolgen. Soweit die Theorie!

Aber die Realität sieht anders aus. Nur 86% der Kinder in Sengal werden eingeschult. In den staatlichen Schulen beenden 30% der Schüler nicht einmal die Grundschule.

Laut Daten der Weltbank aus dem Jahr 2015 konnten rund 44 Prozent der Senegalesen, die älter als 15 Jahre waren, weder lesen noch schreiben. Bei den jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren spricht diese Statistik von einer Alphabetisierungsrate von 70 Prozent. Die geschlechterspezifischen Unterschiede in dieser Altersgruppe sind nicht so groß, wie man meinen könnte: ca. 76 Prozent der männlichen und ca. 64 Prozent der weiblichen Jugendlichen haben lesen und schreiben gelernt.

Trotz offizieller Schulpflicht gelingt es dem senegalesischen Staat, insbesondere auf dem Land nur sehr schlecht, mit dem Bau von Schulen mitzuhalten. Grund dafür ist das enorme Bevölkerungswachstum. Seit Beginn unserer Tätigkeit im Senegal vor 25 Jahren hat sich die Bevölkerung auf fast 15 Millionen Menschen verdoppelt. Die Schulklassen sind sehr groß, es fehlen meist didaktische Mittel und wegen häufiger Streiks der Lehrer fällt der Unterricht oft aus.

Außerdem muss noch ein Beschluss der UNO umgesetzt werden, der die Mitgliedsstaaten verpflichtet hat, eine 10-jährige Schulpflicht einzuführen.

Mit dem großen Bedarf an Schulgebäuden und deren Ausstattung, geht auch der große Bedarf an Lehrkräften einher. Da in kürzester Zeit viele Lehrer gebraucht werden, ist die staatliche Lehrerbildung nur auf Quantität bedacht. Die Lehrer sind oft pädagogisch unzureichend ausgebildet, was zu unbefriedigenden Bildungsergebnissen führt.

Katholische Schulen

Alternativen zum staatlichen System sind neben den Koranschulen die katholischen Schulen.

Die vom katholischen Schulamt (DIDEC) geführten Privatschulen genießen einen sehr guten Ruf bei den Eltern. Sie stehen Kindern aller Konfessionen offen und sie werden, gemäß der Bevölkerungsverteilung, mehrheitlich von muslimischen Kindern besucht.

Obwohl die katholischen Schulen Schulgeld verlangen, ist die Nachfrage nach Plätzen immer sehr hoch. Die Schulen bieten eine gute Erziehung und der Unterricht ist von hoher Qualität, wie es die Resultate der Examen bestätigen. Selbst in den Ferien bekommen die Schüler bei Bedarf Nachhilfestunden von ihren Lehrern. Die Lehrer erhalten eine fundierte Ausbildung in kirchlichen Seminarschulen und sie werden angemessen bezahlt. Die katholische Schulverwaltung regelt den Unterricht, den Lehrereinsatz und schließlich das Schulgeld, das zur Bezahlung der Lehrer nötig ist. Die Abschlussquoten an den katholischen Collèges liegen im Durchschnitt bei 85 Prozent, in staatlichen Schulen dagegen bei nur 54 Prozent.

Unsere Schulprojekte

Schon bald nach Gründung unseres Vereins trat Abbé Raphael mit der Bitte an uns heran, uns auch im Bildungsbereich mit dem Bau von Schulen zu engagieren. Im Jahr 2000 wurde der erste Schulneubau unseres Vereins im Dorf Tokoson eingeweiht.

Wir bauen ausschließlich Schulen auf dem Land, weil dort der Bedarf am größten ist. Oft müssen die Schüler zuvor Wege von bis zu zehn Kilometern zurücklegen, um die Schule zu erreichen. Oder es wird in einfachsten Strohhütten unterrichtet, die regelmäßig durch die Regenzeit zerstört und danach wieder aufgebaut werden müssen. In Zusammenarbeit mit der Schulbehörde bzw. dem kirchlichen Träger wird der Bedarf ermittelt und die Anzahl der benötigten Klassenräume festgelegt. Auch die Dorfgemeinschaft wird in das Projekt eingebunden und zur Bezahlung eines kleinen Eigenanteils verpflichtet.

Unsere Schulbauten sind einstöckige Gebäude in massiver Bauweise. Vordächer über einer Eingangsveranda spenden Schatten. Lüftungsschlitze im Flachdach und Fensterflügel aus Metall-Lamellen sorgen für Luftzirkulation. Verwendung von Fensterglas ist nicht notwendig. Die Klassenräume sind für eine Schülerzahl von 40 bis 50 Kindern ausgelegt. Daneben gibt es noch Verwaltungsräume, Lehrerzimmer und Toilettenanlagen. Zusätzlich sorgen wir auch für das Mobiliar und die Ausstattung mit Schulmaterial.

In den Anfangsjahren hatten wir uns auf den Bau von Grundschulen konzentriert, aber es besteht inzwischen, bedingt durch den UN-Beschluss für eine 10-jährigen Schulpflicht, großer Bedarf an Hauptschulen auf dem Land. So konnten wir im Jahr 2014 in Ngascop unser erstes Collège mit zehn Klassenräumen einweihen.

Die Kosten für eine Schule mit sechs Klassenzimmern, Toilettenanlagen und Verwaltungsräumen belaufen sich mittlerweile auf rd. 150.000 Euro.

Bis zum heutigen Tag blicken wir stolz auf den Bestand von 15 Schulen mit 60 Klassenräumen, in denen 7.000 SchülerInnen unterrichtet werden.