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Wie alles begann ...

Der Vereinsgründer Franz Bickel erinnert sich

Zum ersten Mal aufmerksam wurde ich auf die Wasserproblematik in Afrika im Jahr 1987 durch eine Anzeige in einer Fachzeitschrift für Heizung und Sanitär, in der eine bereits bestehende kleine Hilfsorganisation aus dem Rheinland neue Mitglieder für die Teilnahme an einer Informationsreise in den Senegal suchte.

Mit einer Gruppe von neun Berufskollegen aus dem Gebiet Mosel-Rheinland reiste ich im Januar 1988 in das westafrikanische Senegal am Rande der berüchtigten Sahelzone, die seit den 1970er Jahren immer wieder von verheerenden Dürren heimgesucht wurde, die in ganz Westafrika viele Menschenleben forderten.

Dort lernte ich Abbé Raphael Wade kennen, der auf der Missionsstation in Fandène die katholische Pfarrei leitete.

Zusammen mit ihm besuchten wir viele Dörfer abseits der großen Städte und stellten immer wieder fest, dass dort eine permanente Wassernot herrschte. Die Frauen, deren Aufgabe es war, Wasser zu holen, mussten viele Kilometer bis zum nächsten Brunnen laufen, um ihre großen Familien mit Wasser zu versorgen. In der glühend heißen Sommerzeit war dies häufig nur in der Nacht möglich.

Die Menschen in den abgelegenen Dörfern lebten als Selbstversorger und hielten hauptsächlich Ziegen und Schafe. Der Anbau von landwirtschaftlichen Produkten wie Maniok, Tomaten und Paprika war nur während und nach der kurzen Regenzeit möglich, weil schlicht und einfach das Wasser nicht ausreichte.

Nachdem sich ein paar Jahre später die Hilfsorganisation „Académie Fandène“ aus dem Rheinland leider aufgelöst hatte, fasste ich zusammen mit Abbé Raphael den Entschluss, einen eigenen Verein zu gründen, der es sich zur Aufgabe macht, die ländliche Bevölkerung im Senegal mit sauberem Trinkwasser zu versorgen.

Dieser neue Verein „Hilfe für Afrika – Wasser für Senegal“ wurde am 7. Februar 1992 in Oberstdorf ins Leben gerufen. Die Gründungsmitglieder waren neben mir die Oberstdorfer Ignaz Hehl, Walter Besler, Andreas Bickel sowie Helmut Keller aus Altstädten, Clemens Hocke aus Kempten, Norbert Penke aus Sonthofen, Wolfgang Abel aus Blaichach und nicht zuletzt Rupert Kalchschmid aus Waltenhofen, der dem Verein bis heute im Vorstand als Brunnenreferent dient. Ich selbst wurde zum Vorsitzenden gewählt und bin es bis heute geblieben.

Schon zwei Wochen nach der Vereinsgründung reisten fünf Mitglieder in den Senegal, um sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen.

Abbé Raphael führte uns zuerst in das Dorf Ndjegen, wo die Wassernot unvorstellbar groß war. Wir wurden von den Bewohnern auf beeindruckende Weise empfangen.

Polstersessel waren extra aus der Stadt herbeigeschafft worden und auf dem Tisch war eine weiß-blaue Tischdecke ausgebreitet, damit wir Bayern uns besonders wohlfühlen sollten.

Der Dorfchef, die Frauenvertreterinnen und die Jugendlichen – alle beklagten den Wassermangel und baten uns inständig um Hilfe.

Ein Brunnen von 30 Metern Tiefe kostete damals immerhin schon 4.000 bis 5.000 DM. Auf „Gottes Hilfe“ vertrauend, versprachen wir trotzdem spontan, einen Brunnen im Dorf zu bauen.

Was nun? Wir hatten noch keine Mark in unserer Kasse, jedoch den Menschen ein Versprechen gegeben!

Die Rettung kam, als der Oberstdorfer Hotelier Georg „Schorsch“ Filser seinen 80. Geburtstag feierte und anstatt persönlicher Geschenke um Geldspenden für einen Brunnen im Senegal bat.

Uns von der Vorstandschaft fiel ein großer Stein vom Herzen – wir konnten unser Versprechen einlösen. Zwei Jahre später wurde der Brunnen der Dorfgemeinschaft feierlich übergeben, versehen mit einem Schild mit der Aufschrift „Georg Filser 1993“.

Als „Schorsch“ 1995 verstarb, vermachte er unserem Verein dankenswerterweise nochmals Geldmittel für einen weiteren Brunnen.

Dies war der Beginn unserer Tätigkeit im Senegal und man kann heute mit Recht sagen, dass daraus eine 25-jährige Erfolgsgeschichte entstanden ist.

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Siehe auch: „Vereins-Chronik“ und „Unsere Arbeit“